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Die richtige Wahl treffen: MDR oder SOC as a Service – was braucht Ihr Unternehmen wirklich?

Die richtige Wahl treffen: MDR oder SOC as a Service – was braucht Ihr Unternehmen wirklich?

Cyberangriffe werden immer ausgefeilter – und die Reaktionszeit im Ernstfall schrumpft auf Sekunden. Damit wächst der Druck auf Unternehmen, ihre IT-Sicherheit zu stärken. Lösungen zur Angriffserkennung haben sich dabei als wirkungsvolle Werkzeuge etabliert. Doch der Markt ist riesig: Hunderte Anbieter werben mit unterschiedlichen Funktionen, Preismodellen und Schlagworten um die Aufmerksamkeit von Entscheidern. Wer die passende Lösung finden will, muss genau prüfen, welche Services tatsächlich zum eigenen Bedarf passen – und Marketingversprechen von echtem Mehrwert trennen.

Schnelle Reaktion ist entscheidend

Ob Ransomware, Phishing oder Insider-Attacke: Jede Sekunde, die eine Bedrohung unentdeckt bleibt, erhöht den potenziellen Schaden. Angesichts komplexer IT-Umgebungen und eines spürbaren Fachkräftemangels setzen immer mehr Unternehmen auf spezialisierte Sicherheitsdienstleister - allen voran auf Modelle wie Managed Detection and Response (MDR) oder SOC as a Service (SOCaaS) . Die steigende Nachfrage führt zu einer explosionsartigen Ausweitung des Angebots. Der Gartner Market Guide 2024 listet inzwischen über 600 MDR-Anbieter. Doch nicht jede Lösung ist gleich: Die Unterschiede reichen von rein automatisierten Diensten bis zu individuell betreuten Premiumlösungen. Eine kritische Prüfung der angebotenen Services ist daher unerlässlich.

MDR: Menschliche Expertise macht den Unterschied

In der Basisversion ist MDR oft eine verwaltete EDR- (Endpoint Detection and Response) oder XDR-Lösung (Extended Detection and Response). Während EDR vor allem Endpunkte überwacht, erweitert XDR den Blick auf weitere Angriffsvektoren wie Netzwerk, E-Mail und Cloud. Beide Systeme analysieren KI-gestützt Logdaten und schlagen Alarm, sobald sie Auffälligkeiten erkennen.

Das „Managed“ im MDR-Namen weist zwar auf Dienstleisterunterstützung hin – bei einfachen Angeboten erfolgt die Bedrohungserkennung jedoch häufig vollautomatisiert. Diese Services sind kostengünstiger, erfordern aber, dass Unternehmen die Analyse und Priorisierung der Warnmeldungen selbst übernehmen.

Erst wenn ein MDR-Anbieter technische Erkennung mit erfahrenen Security-Analystinnen und -Analysten kombiniert, entsteht echter Mehrwert: Warnmeldungen werden kontinuierlich überwacht, gezielte Handlungsempfehlungen ausgesprochen und im Ernstfall übernimmt ein erfahrenes Team die Koordination der Abwehrmaßnahmen. Die Ausgestaltung des Serviceangebots variiert dabei jedoch deutlich: Während einige Anbieter auf herstellergebundene Strukturen und internationale Teams setzen, die ausschließlich über englischsprachige Callcenter erreichbar sind – ein klarer Nachteil in kritischen Situationen – bieten lokale, herstellerunabhängige Managed Security Service Provider (MSSP) persönliche Ansprechpartner, tiefgreifende Sprachkompetenz und ein fundiertes Verständnis für die spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens.

MDR und SOC as a Service im Vergleich

MDR und SOC-Services werden häufig in einem Atemzug genannt - tatsächlich ist ein direkter Vergleich aber nur sinnvoll, wenn ein MDR-Angebot auch menschliche Analyse umfasst. 

Bei MDR bestimmt der Hersteller der zugrundeliegenden Lösung in der Regel, welche Logquellen eingebunden werden können. Häufig gibt es nur eine überschaubare Zahl vorgefertigter Integrationen, individuelle Anbindungen sind selten vorgesehen. Dadurch bleibt die Transparenz limitiert und blinde Flecken sind vorprogrammiert – teils ist sogar eine Single-Vendor-Strategie erforderlich, damit Komponenten miteinander sprechen. Zudem sind die Erkennungsregeln meist nicht einsehbar, eigene Regeln lassen sich in der Regel nicht definieren.

SOC as a Service geht deutlich weiter: Es ermöglicht die Anbindung praktisch beliebiger Logquellen – von Firewalls und Endpoint-Protection-Systemen bis hin zu OT- und IoT-Geräten – und sorgt so für eine vollständige Sicht auf die IT-Landschaft. Zentral im Security Information and Event Management (SIEM) gesammelt und mit Security Orchestration, Automation and Response (SOAR) kombiniert, lassen sich individuelle Erkennungsregeln definieren, Analysen automatisieren und Reaktionsprozesse gezielt steuern. Neben der erweiterten Sichtbarkeit spielt auch Compliance eine wichtige Rolle: SIEM-Lösungen erlauben die langfristige Aufbewahrung relevanter Logdaten und erfüllen damit regulatorische Anforderungen.

Für viele Unternehmen ist eine Kombination aus MDR und SOC as a Service die optimale Lösung. So lassen sich moderne EDR/XDR-Tools mit maßgeschneiderter Log-Integration verbinden, ohne dass Unternehmen den Betrieb selbst stemmen müssen. Ein herstellerunabhängiger MSSP kann hier als vertrauenswürdiger Partner fungieren, die passende Lösung evaluieren und implementieren. Betreibt er zusätzlich ein eigenes Cyber Defense Center, können Kunden weitere Security-Dienste wie Threat Hunting oder Dark Web Monitoring in Anspruch nehmen – und damit ihre Cyber-Resilienz weiter steigern.

Worauf es bei der Entscheidung ankommt

Unternehmen sollten bei der Entscheidung für MDR oder SOC as a Service folgende Fragen prüfen:

  1. Wie viel Sichtbarkeit ist notwendig? Je mehr Log-Quellen angebunden und je individueller die Anforderungen abgebildet werden, desto besser funktioniert Bedrohungserkennung. Für manche Umgebungen reicht MDR mit EDR/XDR, in anderen Fällen ist ein SOC mit SIEM/SOAR-Integration sinnvoller.
  2. Wie flexibel muss der Service sein? Sicherheitslösungen sollten an zukünftige Veränderungen der IT-Landschaft anpassbar sein – etwa bei Fusionen, neuen Applikationen oder der Integration von OT- und IoT-Geräten.
  3. Wer übernimmt die Verantwortung für eingehende Warnmeldungen? Da Angriffe häufig nachts, am Wochenende oder an Feiertagen erfolgen, ist konsequentes 24/7-Monitoring mit klaren Zuständigkeiten unerlässlich. Entscheidend ist, ob ausreichend qualifiziertes Fachpersonal zur Verfügung steht, um jederzeit Sicherheitsvorfälle frühzeitig zu erkennen, korrekt zu bewerten und unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten. 
  4. Wer unterstützt im Ernstfall? Gerade in kritischen Situationen ist neben technischer Exzellenz die direkte Unterstützung durch erfahrene Spezialistinnen und Spezialisten entscheidend, um auch unter hohem Druck handlungssicher zu bleiben. Ein verlässlicher Partner, der rund um die Uhr erreichbar ist und mit transparenten Prozessen durch den Krisenfall führt, gibt Unternehmen die erforderliche Sicherheit.
  5. Welche Kompetenzen sind intern vorhanden? Ehrliche Selbsteinschätzung hilft zu entscheiden, wie viel externe Unterstützung nötig ist. Aus dem internen Unterstützungsbedarf ergibt sich der notwendige Leistungsumfang – und damit die Wahl zwischen Basis-MDR oder umfassendem SOC as a Service.
Marketingfloskeln entlarven, echten Schutz wählen

Der Markt für Security-Services ist voll von Schlagworten. Nicht jedes „Managed“-Angebot hält, was der Name verspricht. Wer sich allein auf Automatisierung verlässt, riskiert eine trügerische Sicherheit. Echte Cyber-Resilienz entsteht erst durch eine ganzheitliche Sicht auf alle relevanten Log-Quellen, kombiniert mit qualifizierter menschlicher Analyse und einem kompetenten Partner, der im Alltag entlastet und im Notfall sofort reagiert. Die richtige Wahl basiert nicht auf Werbeversprechen – sondern auf einer ehrlichen Analyse des eigenen Sicherheitsbedarfs.


José Garcia Vazquez

Director Technology Services, indevis

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